Der aufgeräumt wirkende Beck umarmte seine Gastgeberin am Hofeingang herzlich - und später wieder. "Wir haben nie Streit untereinander gehabt, haben nie in einem kriegerischen Zustand gelebt", sagte Beck zu Nahles und brach gleich noch eine Lanze für die Parteilinke: "Im Zweifelsfall haben wir uns immer aufeinander verlassen können." Heftig gerungen habe man um Positionen - Beck blickte auf seine Zeit als SPD-Parteichef ohne Argwohn zurück.
Fast wie einen Popstar umringten vor allem junge Anhänger den Pfälzer. Philipp Theisen (9) und Nicolas Freund (8) ergatterten die ersten Autogramme. Den ersten Lacher verbuchte Harald Hitzel. Der gut gebaute 70-Jährige frühere Gewerkschafter nahm Beck verbal in den Arm, als er unkte: "Wer über 110 Kilogramm schwer ist, der hat Chancen in der Politik." "Da liege ich knapp daneben", antwortete Beck schlagfertig. Langen Beifall erntete er, als er das Reizthema Nürburgring anschnitt. Hier, gut 20 Kilometer von der Lebensader der Zentraleifel entfernt, wollte sich Beck "von niemanden verrückt machen lassen". Er gestand Fehler ein, legte aber in der Lautstärke deutlich zu, als er sagte, dass "Hunderte, nein Tausende Arbeitsplätze" am Ring entstanden seien, jüngst 500 im zuletzt arg verteuerten 300-Millionen-Projekt. Weil die Rennstrecke weltbekannt und einzigartig sei, müsse sie mit einer wirtschaftlich soliden Perspektive ausgestattet werden. "Wenn das einer kaputtgehen lässt, dann ist ihm nicht mehr zu helfen", betonte der Ministerpräsident. Weitere Gelder flössen in Bälde in ein neues Gewerbegebiet, das dritte am Ring.
Die Fahrzeugkolonne Becks hatte auf dem Weg nach Weiler eine Umleitung über Monreal genommen - inszeniert von Andrea Nahles, die Becks Büro darum gebeten hatte. Der Hintergrund: Die Straße zwischen Monreal und Weiler sei in besonders schlechtem Zustand (Beck: "ich hab"s gemerkt"). Versprechen mochte der Landesvater nichts, aber er betonte, dass die Straßen im Kreis Mayen-Koblenz in den vergangenen zehn Jahren mit mehr als 370 Millionen Euro auf Vordermann gebracht wurden. Konkret nahm Beck Anregungen zum Thema DSL-Versorgung auf - ehe er das von Bäckermeister Gerd Krechel vorbereitete Brot aus dem Backofen zog. Kostproben dürften ihm auf der Rückfahrt nach Mainz besser geschmeckt haben als manche Debatte in der jüngeren Vergangenheit.
Rhein-Zeitung, CM, 11.09.2009
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